Gestern war ich beim Hochschulsport. Konditionsgymnastik.
[Hochschulsport fragt ihr? wie jetz? Tja, sowas tolles kann man machen, wenn man im MBA-Programm an der Uni MD (oder wie Insider sagen OvGU [sprich: Offguh]) eingeschrieben ist]
Jedenfalls Sport. Ich muss das Wort noch ein paarmal wiederholen, ist alles Teil der intrinsischen Motivation. Sport. Sport. Sport!
Im Vorfeld noch schnell passende Kleidung besorgt. Man braucht ja vernünftige Schuhe (Puma. Weiss. Mit pinken Streifen.), allein schon wegen der Gelenke, und es macht ja auch was her, seien wir doch ehrlich, wenn man gut aussieht, fühlt man sich auch gleich besser. Oder hier: sportlicher*. Um dann den profimäßigen Eindruck nicht durch ein Schlabber-T-Shirt der Grönemeyer-Tournee 2006 zu verhunzen, gab es dann auch noch ein
Funktions-Top (in pink - Farbkonzept, you know?) dazu. Und eine
Funktionshose im Capri-Stil (schwarz, wegen der Silhouette). Ich muss zugeben, bisher war ich immer sehr skeptisch, was "diese ganzen neuen" Sachen angeht, die angeblich Feuchtigkeit nach außen transportieren und was nicht alles. Aber nach der gestrigen Erfahrung bin ich jetzt aktiver Verfechter der neuen Textiltechnologie.
Sport also. Um 20:00 Ankunft UniCampus Sporthalle 3. Schon beim Betreten der Turnhalle der klassische muffige Geruch. Überall fröhliche junge Menschen. Wollte mich gerade durchfragen, wo es denn hier zu"Feld 2" geht. Dann gesehen: es ist einfach die ganze Halle! Alle Menschen hier werden aktiv mitmachen! (Das ist gut, denn wie der Sportmuffel weiß: je mehr Teilnehmer, desto höher die Versteckmöglichkeiten, wenn man schwächelt...)
Und da geht es auch schon los. Der Trainer steht in der Mitte, hat ein Headset auf und eins ist klar: ER gibt hier die Anweisungen. Und er duldet keine Schwäche.
Wir laufen im Kreis ("...schöööön groß lassen den Kreis! Groooß lassen!"), dazwischen mal Hopserlauf, oder Fersen-an-Po o.ä.. Ich hechele mich so durch, aufgeben ist keine Option. Die ganz Harten laufen außenrum (mehr Strecke), und überholen das Feld. Einer zischelt, "laufen, nicht gehen!", aber ich beziehe es nicht auf mich, denn ich kämpfe! Diese Sporthalle kriegt mich nicht klein, und wenn ich zehnmal rot im Gesicht bin und nach Luft japse.
Während wir laufen, baut der Trainer die Stationen auf. Matten werden hingelegt, ab und zu mal eine Bank, Gummibänder sind zu sehen, Springseile, Medizinbälle. Dann werden die Stationen besetzt. Wer übrig bleibt, muss in die Mitte.
Zum Glück bleibt mir dieses Stigma erspart, und ich werde Teil einer Gruppe. Gemeinsam kämpfen wir uns durch. Offenbar waren einige schon öfter dabei, und kennen die Übungen. Eigentlich ist vorgesehen, dass man während der Übungen schon mal auf die nächste Station schaut, und sich vormerkt wie es geht. Habe aber keinerlei freie Kapazitäten für solchen Luxus, ich kämpfe. Weiß dann also nach dem Stationswechsel nicht, wie es weitergeht. Wenn das der Trainer sieht, hat man ganz schnell ungewollte Aufmerksamkeit. Die Taktik ist aber eigentlich: unter dem Radar fliegen. Ich teste den Dackelblick, und es funktioniert: mein Nachbar erklärt mir an der nächsten Station, wie es geht.
Irgendwann Pause. Trinken. Handtuch. Weiter. Kämpfen. Durchhalten. Ich bin so weit gekommen, jetzt nicht aufgeben. Noch eine Pause. Trinken. Handtuch. Blick zur Uhr. Nicht mehr lange. Mit letzter Kraft an die nächste Matte. Durchhalten. Noch eine Station. Yesssss!
Jetzt noch Dehnen. Da strenge ich mich ordentlich an (wo der Körper die Reserven hernimmt? Ich weiss man auch nich'!), ich will ja keinen Muskelkater.
Und dann ist Schluss. Und ich lebe noch. Freue mich schon aufs nächste Mal. Ganz ehrlich.
Ihr dürft jetzt übrigens Sport-Crack zu mir sagen.
* = [insert Zitat Keinohrhasen: "Wenn das Äußere stimmt, wächst das Innere nach."]